Chronik

Junge Männer mit einer Vision

Als Bernhard Andersen, Willy Bleckmann, Folkert Klasing, Heinz Janssen, Heinz Meyer und Theo Oevermann Anfang 1963 im Winterlagerschuppen von Oltmanns u. Sohn in Bardenfleth bei einer Flasche Bier die Idee hatten, einen eigenen Wassersportverein zu gründen, begleiteten sie Unkenrufe wie „Dat ward ja woll nix!“ Die Männer ließen sich aber nicht beirren und trieben die Gründung ihres Wassersportvereins Motzen zielstrebig voran.

Am 28. Mai 1963 war es dann soweit. In der Gastwirtschaft Helmut Meyer in Motzen kamen 13 junge Männer (Willy Bleckmann, Heinz Janssen, Folkert Klasing, Helmut Meyer, Theo Oevermann, Arthur und Erwin Oltmann, Dietz Ramke, Stephan Rupprecht, Arthur Schürenstedt, Peter Stoewase, Dieter Weigt und Enno Würdemann) zur Gründungsversammlung zusammen. Sie wählten Willy Bleckmann zum 1. Vorsitzenden, Heinz Janssen zum Schriftführer und Folkert Klasing zum Kassenwart.

Der passende Rahmen war geschaffen. Doch ihr großer Wunsch, das Außentief des Motzener Siels als Bootsliegeplatz zu nutzen, erfüllte sich zunächst nicht. So konzentrierten sich alle Anstrengungen vorerst auf den Ritzenbütteler Sand, eine herrliche Wildnis mit langen Sandstränden, samt Ritzenbütteler Arm. Dort sollte ein Liegeplatz hergerichtet werden.

Die Gemeinde Altenesch (heute Gemeinde Lemwerder) schenkte dem jungen Verein eine alte Baracke auf Abbruch. Bei eisiger Kälte machten sich die Wassersportler im Winter 1963 an die Arbeit.

Die Vereinsmitglieder schreckten nicht einmal davor zurück, am 2. Weihnachtstag aktiv zu werden. Mit dem beim Abbruch gewonnenen Holz errichteten sie eine Baubude. Die alten Dachbinder arbeiteten sie dabei in das neue Bootshaus ein.

Dank finanzieller Zuschüsse der Gemeinde Berne, des Kreissportbundes und des Landkreises Wesermarsch konnten die Wassersportler eine Berner Firma beauftragen, den Rohbau des Bootshauses, ein Halbstein-Mauerwerk nach der Größe der Dachbinder, zu erstellen. Alle sonstigen Arbeiten leisteten die Mitglieder selbst. Für jeden Skipper waren 50 Arbeitsdienststunden pro Jahr festgesetzt, gezählt hat die Stunden aber niemand. „Zeit hatten wir genug“, erinnert sich Peter Stoewase. Einzig am Geld mangelte es der jungen Skippertruppe. Der Jahresmitgliedsbeitrag betrug damals nur 36 Mark.

Nach Eintrag in das Vereinsregister am 9. April 1964 erhielt der Wassersportverein Motzen endlich die Erlaubnis, 15 Liegeplätze im Siel anzulegen. Ganz glücklich stimmte die Erlaubnis dennoch nicht, war sie doch auf ein Jahr befristet. Diese Unsicherheit beflügelte die Wassersportler, den Bau ihres Bootshauses am Ritzenbütteler Arm voranzutreiben.

Die Kunde von den Aktivitäten auf dem Ritzenbütteler Sand machte schnell die Runde. Bereits 1965, also nur zwei Jahre nach seiner Gründung, zählte der junge Verein 36 Mitglieder. Der Mitgliederzuwachs machte ein Aufstocken der Vorstandsriege nötig, so dass die Jahresversammlung neben Folkert Klasing Dietz Ramke zum zweiten Kassierer wählte.

Arbeit, Arbeit und erstes Vereinsleben

Während der Anfangsmonate schien es, als ob die Mitglieder nur zum Arbeiten zusammen kamen. Doch das sollte sich bald ändern. 1965 feierten die Skipper das Richtfest ihres Bootshauses. Nach dem offiziellen Teil ging es zum Vereinswirt Helmut Meyer. Der gesellige Teil des Vereinslebens bestand fortan aus gemeinsamen Urlaubsfahrten, Ausflügen an den Wochenenden und der gemeinsamen Winterarbeit in den Schuppen der Bootswerft Oltmanns in Bardenfleth. Auch in der alten Fassmer-Werkstatt und in Theo Oevermanns Bootslagerung in der ehemaligen Bootswerft Schweers in Ganspe wurden die Winterüberholungen gemacht. In Eigenarbeit entstanden schmucke Segel- und Motorboote – immer verbunden mit einem geselligen Schnack.

1966 begann der Innenausbau des Bootshauses. Wohl 1000 m³ Sand mussten herangekarrt werden, um die Innenräume zu erhöhen und das Haus vor Hochwasser zu schützen. Die Parole lautete damals:

„Has´ne Kar, kann´s ok schuwen.“

Nebenbei entstand ein kleines Hafenbecken, das mit einer Spundwand versehen wurde.

Nachdem ein Arbeitstuffel und kleine Anleger zur Bootshauseinweihung am 27. Mai 1967 erstellt waren, wurden die ersten Liegeplätze im Ritzenbütteler Arm geschaffen.

Ein alter Dieselmotor erzeugte elektrisches Licht. Wasser kam von einer Grundwasser-pumpe. Wegen fehlender Wasserspülung entwickelten die Toilettenräume zwar ihren ganz eigenen Geruch, doch die Skipper hätten nichts ändern wollen.

Manche Familien verbrachten mit Zelt und Boot ihren ganzen Sommerurlaub dort. Auf einem kleinen Fußballfeld fanden als Ausgleichssport anlässlich der ersten Regatten die traditionellen Fußballspiele „Motorbootfahrer gegen Segler“ statt. In den nächsten Jahren entstand richtiges „Vereinsleben“, zumal Walter Kriete 1968 begonnen hatte, etwa monatlich eine Vereinszeitung herauszugeben, die den Gemeinschaftssinn der Mitglieder förderte.

Mit der Fertigstellung des Bootshauses war die Aufbauphase des Vereins abgeschlossen, so dass der Gründungsvorsitzende Willy Bleckmann während der Jahreshauptversammlung am 14. Februar 1969 sein Amt an Ernst Mügge abgab.

Nachdem die Sommertage auf dem Vereinsgelände so gelungen waren, wollten nun auch einige Kinder und Jugendliche dem Wassersport nachgehen, so dass der WVM eine Jugendabteilung einrichtete, die sich schnell vergrößerte.

Einige Optimistenjollen bildeten den Anfang der vereinseigenen Flotte. Zwei neue Piraten und das Boot „Theo“ folgten. Viele Jungen und einige Mädchen lernten auf den Booten das Segeln, machten Ihren Jüngsten- und manche sogar ihren A-Schein.

Nach guter Ausbildung in Gemeinschaftsfahrten fuhren sie bis zu den Ostfriesischen Inseln und nach Holland.

Die Arbeit geht weiter

Der Glaube, dass der Verein nach den harten Anfangsjahren nun ruhigeren Zeiten entgegen sehen würde, erwies sich schnell als Irrtum. Nach einer erneuten Weservertiefung begann der Fluss im wahrsten Sinne des Wortes am neuen Bootshaus zu lecken. Große Uferabbrüche und Sandaufspülung veränderten den Ritzenbütteler Sand. Der immer stärker werdende Tidenhub und die schnellere Strömung der Weser brachten den Wassersportlern weitere Probleme, große Kosten und viel Arbeit ein.

Während in den ersten Vereinsjahren Schwertboote (Jollen und Jollenkreuzer) sowie kleine offene Motorboote im WVM-Hafenbecken vorherrschten, kamen mit der Zeit die ersten Kielschwerter, Kielboote, Kimmkieler und Hubkielboote sowie gedeckte Kabinenmotorboote hinzu. Das bedeutete, dass das Grundgeschirr für die Bojenanlage im Siel verstärkt werden musste.

Mitteilungen für unsere Mitglieder

1. Ausgabe..

Ob es stürmt oder regnet, ob`s hagelt oder schneit,
wir sind für den Sommer, für den Wassersport bereit!

… weiter aus der 1. Ausgabe der Vereinsnachrichten vom April 1968:

Bis Du an Bord un hest mol eenen sitten,
von all dem Beer und lütten „Lütten“,
de Tunn, de plötzlich Di im Wege steiht,
de schwojert un tum Overmoot sick ook noch dreiht,
de kann din Foohrensweg im Nu beenden,
un Du, Du koomt nu Hus mit leeren Händen,
Din Schip, dat legt in koole Flut,
kreegst es so gau ook gornicht wedder rut!
Drum loop den nächsten Hoben an,
fort Stür bis du denn doch nicht mehr de rechte Mann,
Leg di in Dine Kooje un mook Din Oogen to,
Denn bis Du wedder klor no´n Stunde Roh!

Zu seinem zehnten Geburtstag 1973 sorgte der Verein für positive Schlagzeilen, als er zu Pfingsten eine groß angelegte Optimistenregatta veranstaltete.

Die teilnehmenden Kinder übernachteten in Zelten und verlebten ein ungezwungenes, fröhliches Fest auf dem Ritzenbütteler Sand.

In der Zeitung stand zu lesen: „Der Wassersportverein Motzen geht neue Wege in der Jugendarbeit“.

1974 verlangten die Weservertiefung und der Fährrampenbau in Motzen neue Anstrengungen des Vereins. Um der Vereinsanlage im Siel mehr Halt und Sicherheit zu geben, rammten die Wassersportler vier Pfähle in den Siel. Das Bootshaus erhielt einen elektrischen Anschluss und eine Hauswasserversorgung mit Filter.

1975 erstellten die Mitglieder als Ersatz für den schmalen Slip beim Fähranleger aus einem alten Kümoladegeschirr einen Bootskran. Das Slippen der Boote vereinfachte sich dadurch enorm. Ebenso bauten die Skipper einen Ponton in der Sielecke, um die Boote an der Bojenreihe bequemer zu erreichen. Großen Kummer bereitete den Vereinsmitgliedern die zunehmende Verschlickung des Ritzenbütteler Arms. Durch die größere Weserströmung erfolgte ein großer Schlickfall in den Seitenarmen. Schnell war man sich im Verein einig, dass Abhilfe geschaffen werden musste. Ebenso standen die Uferbefestigungsarbeiten sowie die Umgestaltung des Ritzenbütteler Sandes durch Spülarbeiten an. Mit großer Tatkraft verstand es der Vorstand, die Rechte des Vereins zu wahren.

1976 war ein rechtes Unglücksjahr. Im Frühjahr verstarb Walter Kriete, der mit seiner Vereinszeitung acht Jahre lang das Vereinsleben maßgeblich beeinflusst und alle Mitglieder in das Vereinsgeschehen eingebunden hatte.

Durch Spülarbeiten verlor das Bootshaus seine Zuwegung. Im Frühjahr und Herbst ließen gewaltige Sturmfluten das Bootshaus bis zur Fensterhöhe untergehen. Der Schlickfall im Arm verstärkte sich. Bei Niedrigwasser konnten die Boote nur mit stark verschmutzten Füßen erreicht werden.

Land unter, im Unglücksjahr 1976.

Der Glaube, dass der Verein nach den harten Anfangsjahren nun ruhigeren Zeiten entgegen sehen würde, erwies sich schnell als Irrtum. Nach einer erneuten Weservertiefung begann der Fluss im wahrsten Sinne des Wortes am neuen Bootshaus zu lecken. Große Uferabbrüche und Sandaufspülung veränderten den Ritzenbütteler Sand. Der immer stärker werdende Tidenhub und die schnellere Strömung der Weser brachten den Wassersportlern weitere Probleme, große Kosten und viel Arbeit ein.

Während in den ersten Vereinsjahren Schwertboote (Jollen und Jollenkreuzer) sowie kleine offene Motorboote im WVM-Hafenbecken vorherrschten, kamen mit der Zeit die ersten Kielschwerter, Kielboote, Kimmkieler und Hubkielboote sowie gedeckte Kabinenmotorboote hinzu. Das bedeutete, dass das Grundgeschirr für die Bojenanlage im Siel verstärkt werden musste.

Im Frühjahr 1977 erhielt der Ritzenbütteler Arm einen Schwimmsteg, der den Winter über in einem Delmenhorster Betrieb in Eigenarbeit gefertigt worden war.

Die Weseruferbefestigung erforderte eine neue Spundwand. Neben tausenden von Arbeitsstunden fielen noch über 50.000 Mark für Sachleistungen an, die nur durch eine Umlage von 120 Mark pro Mitglied aufgebracht werden konnte. Allein in diesem Jahr wurden 1740 Arbeitsdienststunden geleistet.

Im Frühjahr 1978 beendete eine Begrünungsaktion die durch die Uferbefestigung entstandene Schmutz- und Schlammperiode. Der Wassersportverein Motzen hat die letzten acht Meter Sandstrand der Gemeinde Lemwerder gerettet. Diese Stelle ist im Sommer ein beliebter Bade- und Tummelplatz insbesondere für die jungen Vereinsmitglieder geblieben. Im Laufe der Jahre kam es immer wieder zu Überflutungen des Bootshauses, so dass die Skipper sich erste Gedanken über einen Neubau machten. Das Wasserwirtschaftsamt wollte 95.000 Mark für eine Hochwassersicherung beisteuern.

Der lange Weg zu unserem neuen Heim

Auf einem hochwasserfreien Teil des Vereinsgeländes sollte eine Bootslagerhalle mit Vereinsräumen entstehen. Wegen einer neu zu erstellenden Richtfeuerstrecke, die letztlich doch nicht gebaut wurde, erhielt der WVM jedoch keine Baugenehmigung. Die Finanzierung des geplanten Neubaus bereitete vielen Mitgliedern Kopfzerbrechen. Ein großer Teil von ihnen weigerte sich, den Verein hoch zu verschulden. Es kam zu mehreren Versammlungen, in deren Verlauf sich am 23. September 1981 dann doch eine hauchdünne Mehrheit von einer Stimme für den Vorschlag von Otto Schröder fand. Eine Gruppe von Mitgliedern, die sich vehement gegen die veranschlagten Kosten für das neue Bootshaus ausgesprochen hatte, kehrte dem Wassersportverein Motzen nun den Rücken und gründete einen eigenen Verein. Zu den inneren Querelen kam noch ein Brand hinzu. Am 28. Dezember 1981 wurde aus noch immer ungeklärter Ursache das Bootshaus, inklusive 15 Booten, ein Raub der Flammen, darunter alle Jugendboote. Wieder einmal standen die WVM-Skipper vor einem riesigen Berg Arbeit. Doch keiner dachte an langes Lamentieren. Von den Versicherungsgeldern der verbrannten Boote schafften sie drei neue Optimisten-Jollen an, und das Training konnte schon in der Saison 1982 wieder aufgenommen werden.

Der Wiederaufbau des Bootshauses begann am 14. Februar 1982 mit dem Aufräumen der Brandstelle. Auch viele Ehefrauen halfen bei der Aktion mit. Aus den Trümmern entstand als erstes ein kleiner Schuppen mit einer Toilette. In einer Zimmerei in Delmenhorst schafften die Skipper in Eigenarbeit Ersatz für die verbrannten Beläge der schwimmenden Anlage.

Im März beauftragten sie eine Lemwerderaner Firma mit den Maurerund Betonarbeiten für das neue Bootshaus. Architekt war Otto Schröder, der dem Verein seine Architektenkosten in Höhe von 25.000 DM ersparte. Die Innenarbeiten, wie Elektro-, Maler-, Tischler- oder Klempnerarbeiten, verschlangen zahllose Arbeitsstunden.

Im Juni feierten die Skipper in der unteren Lagerhalle bereits ihr erstes kleines Fest und am 11. Dezember 1982 stieg im fertigen Bootshaus eine Nikolausfeier für Jung und Alt. Auch Wasser- und Telefonanschluss wurden gelegt. Die offizielle Einweihung des schmucken neuen Bootshauses wurde im darauffolgenden Mai im Rahmen einer Feier zum 20-jährigen Bestehen des Vereins gefeiert.

Im Januar 1984 erlangte der WVM die Gemeinnützigkeit. Fortan konnten Spenden für die Jugendarbeit steuerlich abgesetzt werden.

Die Zukunft fest im Blick, planten die Skipper eine schwimmende Anlage für das Motzener Siel. Nachdem im Herbst 1984 ein neuer Pachtvertrag auf 18 Jahre abgeschlossen werden konnte, wurden im Herbst neue Eisenpfähle im Siel gerammt. Weil die Erprobung eines Prototyps der neuen Stegelemente alle Erwartung weit übertraf, zimmerten die Wassersportler im Frühjahr 1985 am Bootshaus, teilweise bei Eis und Schnee, mit vereinten Kräften an neuen Stegsegmenten. Mit Hilfe von zwei Außenbordern, der provisorische Mast mit einer Vereinsflagge geschmückt, überführte eine Crew von acht Mann die erste Stegeinheit von 50 m Länge ins Siel.

Vierzehn Tage später folgten die restlichen 61 Meter.

Neue Steganlage im Motzener Außensiel im Frühjahr 1985

1987 ging die Planung für eine Feier anlässlich des 25-jährigen Bestehens los. 154 Mitglieder, darunter 27 Jugendliche, zählt der Verein zu diesem Zeitpunkt. Ungefähr 70 Boote nannten seinen Hafen ihre Heimat. Die blau-rot-weiße Flagge (Bedeutung: vom weißen Sand durch schwere Arbeit zum blauen Meer) hat schon viele europäische Länder gesehen.

1988 liefen die Vorbereitungen für das 25-jährige Vereinsjubiläum dann auf Hochtouren. Bereits im April lagen die ersten Schiffe an den Stegen. Im Ritzenbütteler Arm wurden 10 m Spundwand neu gerammt und mit einem Geländer versehen, der Zugang zum Steg durch neue Pfähle gesichert und die Auffahrt zum Bootshaus neu geschottert. Die Skipper kauften eine zweite VB Jolle für die Jugend, die während der Jubiläumsfeier getauft werden sollte.

Der 25. Geburtstag des Wassersportverein Motzen e.V.

Unser Jubiläumsfest am 28.05.1988 war eine „runde Sache“. Wir können nicht nur arbeiten, sondern auch feiern.

Aus Protest gegen die beabsichtigte Befahrensregelung für Sportboote im Watt wollten alle Niedersächsischen Segler unter der rechten Saling eine schwarze Flagge führen. Auch die Mitglieder des WVM beteiligten sich an der Aktion des Fachverbandes. Friedchen Kolleg stellte schwarze Flaggen in ausreichendem Maß für die Motzener Skipper her.

Umbruch

1989 begann mit Neuwahlen. Ernst Mügge trat nach 20-jähriger Arbeit von seinem Amt als Vorsitzender zurück. Ihm folgte Dieter Krützkamp nach. Die Jugendarbeit im Verein blühte. Von der Vegesacker Firma Meyerdiercks bekam der Wassersportverein Motzen einen erstklassigen Holzpirat geschenkt. Dieser Pirat war 1963 bei A&R gebaut worden. Des Weiteren wurde eine vierte Optimisten-Jolle für die Jugend gekauft. Durch die finanzielle Unterstützung der Gemeinde Lemwerder in Höhe von rund 6000 Mark konnte die Zuwegung zum Bootshaus endgültig befestigt werden, für deren Unterhaltung und Instandsetzung der WVM und der Nachbarverein W.V. Stedingen fortan gleichermaßen zuständig sind. Die Gemeinde Lemwerder stellt den Wassersportlern jährlich bis zu fünf Tonnen Baumaterial zur Verfügung. Dass die Wassersportler naturverbundene Menschen sind, zeigten sie unter anderem dadurch, dass sie das Ufer auf der Ostseite des Ritzenbütteler Armes unter
fachkundiger Anleitung auf circa 100 Metern durch Eigenarbeit mit Buschdeckwerk sicherten.

1990 segeln/fahren einige WVMler erstmals in die Küstengewässer der (ehemaligen) DDR. Sie entdecken eine wunderschöne Landschaft und Seeleute, die zuvorkommend und nett sind. Auch heute noch pflegen die Skipper aus der südlichen Wesermarsch den Kontakt zu einigen der dort ansässigen Vereine.
Die Jugendabteilung erhielt zwei weitere Optimisten-Jollen sowie ein Großsegel für die VBJolle und einen kleinen Außenbordmotor.

Sportliche Erfolge

1991 schrieben die Wassersportler erstmals einen Fahrtenwettbewerb aus, an dem sich zahlreiche Mitglieder beteiligten. Motorbootfahrer und Segler reichten viele Berichte und Fotos von schönen Reisen zur Bewertung ein. Wettfahrtleiter Knut Haye und drei weitere Jurymitglieder bewerteten unabhängig voneinander die eingereichten Törns der gesamten Saison. Bei der Jugend gewannen Sven Pöpken und Sebastian Pucnik. Sie wurden mit einem Wanderpokal und Goldmedaillen ausgezeichnet. Beide hatten sich durch gute Revierfahrt, erfolgreiche Teilnahme an Regatten und sorgfältige Logbuchführung ausgezeichnet.

Bei den Motorbootfahrern gewannen Herbert und Ingrid Klupsch den Wanderpokal und die Goldmedaille, Ernst und Herta Mügge die Silbermedaille sowie Erich und Meike Zerfass Bronze. Die Besatzungen von Hering, Paloma und Pinguin zeichneten sich durch gute Revier- und Küstenfahrten aus.

Zudem waren alle drei Boote lange auf holländischen Wasserstraßen unterwegs. Die Segelboote Beluga und Jan mit den Besatzungsmitgliedern Knut Haye, Sigrid Drebing, Uwe Pirr und Dieter und Agnes Krützkamp teilten sich wegen Punktgleichheit den ersten Platz. Die Beluga nahm an mehreren Seeregatten teil und unternahm ausgedehnte Fahrten durch den Limfjord, den Ärosund, nach Polen und in den Gewässern um Rügen. Jan´s große Reise führte über Helgoland nonstop nach Stavanger in Norwegen. Viele Fjorde auch nördlich von Stavanger wurden angelaufen. Zusätzlich unternahmen Beluga und Jan etliche Küsten- und Revierfahrten.
Die Bronzemedaille ging an Butjenter mit Peter und Margarete Stoewase, die an unserer Nordseeküste schipperten. Der Fahrtenwettbewerb wurde anschließend für viele Jahre ausgeschrieben.

Die Vereinsregatta 1991 wurde erstmals als Gemeinschaftsregatta mit den Wassersportvereinen Blumenthal und Stedingen durchgeführt. 26 große und kleine Segelboote aus den drei Vereinen gingen an den Start. Bei nördlichen Winden mussten die Teilnehmer zunächst von der Startlinie bei der Fähre Blumenthal-Motzen Weser abwärts kreuzen. Die leichten Windverhältnisse veranlassten die Regattaleitung zu einer Bahnverkürzung. Wendemarke war die Pipeline-Tonne vor dem Harriersand.

Mit achterlichem Wind wurde dann zum Ziel vor dem Elsflether Sportboothafen gesegelt. Von den Motzener Teilnehmern gab es zwar Kritik am Ziel der Regatta – man wäre gern weiter gesegelt – doch die Idee der Gemeinschaftsregatta kam unter den Seglern gut an.

Eine zweite Neuerung führten die Wassersportler im November 1992 ein. Sie luden zu einem Boßelwettkampf ein. Dieser kann als voller Erfolg gewertet werden. Das Boßeln kam so gut an, dass der Wettkampf zu einer festen Einrichtung wurde, zu der sich die Mitglieder jeweils am dritten Samstag im November treffen. Im selben Jahr feierten die Vereinsnachrichten ihr 25-jähiges Jubiläum.

Die bereits seit Längerem anhaltende Diskussion um einen Masten- und Motorenkran kam in diesem Jahr zu einem Ende. Ein Vereinsmitglied griff tief in die eigene Tasche und spendete dem Verein das seit langem begehrte Wunschobjekt.

Den Betonanker erstellten die Skipper in Eigenarbeit. Der Kran selbst wurde von einer Firma erstellt. Zum Slippen im Herbst stand der blaue Bengel.

In den folgenden Jahren gab es für einige Vereinsboote schöne sportliche Erfolge bei verschiedenen Regatten. Auch wenn die Presse im Wesentlichen über die großen Namen wie Becks und Aschanti berichtete, konnte die Beluga-Crew Knut Haye, Sigrid Drebing, Astrid Hanke und Uwe Pirr einen weiteren großen Erfolg für sich verbuchen.

Bei der Wettfahrt 3 der Nordsee-Woche, der Wettfahrt Bremerhaven-Helgoland, konnte sie neben dem Gruppensieg in Yardstick-Gruppe 4 auch den Yardstick-Gesamtsieg erringen und somit unter anderem die Aschanti schlagen. Bei Ostwind Stärke 5 konnte der Blister bis ins Ziel getragen werden. Die Beluga hat
als einziges Schiff bisher das zweite Anrecht auf den Wanderpreis für diese Wettfahrt.
Das erste Anrecht ersegelte sich die Beluga-Crew Pfingsten 1992. Sie feierten damit ihren bisher größten Regattaerfolg in der Vereinsgeschichte.

Im Januar 1996 wurde Alfred Rausch zum neuen Vorsitzenden gewählt. Pünktlich zum Ansegelfest wurde das „Innenleben/Outfit“ des Bootshauses von flinken Händen verändert. Es wurden neue Gardinen, neue Stuhlkissen und
Tischdecken genäht. Die Herren beschäftigten sich mit der Steganlage, mit Pflasterarbeiten oder dem Schneiden der Büsche. Die IG-Freizeit teilte mit, dass 63 von 73 Vereinen dem Freihafenabkommen beigetreten sind. Ab sofort war der
Kassenwart auch dazu da, entsprechende Plaketten, die von den Wassersportlern an Mast oder Scheibe zu befestigen waren, zu verkaufen.

Im Laufe des Jahres mussten sich die Mitglieder von ihrem Sielkran verabschieden. Er hatte einer Belastungsprobe von Theo Oevermann und Erwin Dierks nicht Stand gehalten. Die Wassersportler entschieden, künftig das Slippen mit einem mobilen Kran durchzuführen. Alle anderen Lösungen überforderten den Finanzrahmen des Vereins. Des Weiteren waren der Vorstand und die Mitglieder der Kranmannschaft nicht mehr bereit, die Verantwortung für den Betrieb eines Vereinskrans zu übernehmen.
Glücklicherweise bot Hans Fassmer an, das Slippen mit dem Werftkran der Firma Fassmer zu sichern. Die Mitglieder nahmen dieses Angebot dankend an.

Der nächste Winter war sehr kalt, so dass an manchen Tagen dicke Eisschollen auf der Weser trieben.
Obwohl der Eisgang die Anlage im Ritzenbüttler Arm beschädigte, war der Reparaturaufwand für den Arbeitsdienst geringer als gedacht. Nachdem sich das Eis wieder verabschiedet hatte, konnte auf der Stegmitte im Siel die neue Wasserzapfstelle in Betrieb genommen werden. Damit die Steganlage bei extrem hohen Wasserständen nicht ausschwimmt, verlängerten die Skipper die Pfähle.

Zur Jahrtausendwende trat ein neues Gesetz in Kraft, das den Einsatz TBT-haltiger Bootsanstriche verbietet. Nutzer des WVM-Hafens werden deshalb seit der Saison 2001 aufgefordert, auf dem Anspruchzettel die Nichtverwendung von TBT-haltigen Farben zu bestätigen. Im Jahr 2000 konnte unter der Leitung der neuen Betreuer Udo Koch, Ralf Precht und Hajo Carstens wieder eine aktive Jugendabteilung aufgebaut werden. Zudem investierte der Wassersportverein Motzen in einen neuen Ponton für den Anleger im Siel, der von der Firma Deters gebaut und eingesetzt wurde.

Zu seinem 40-jährigen Bestehen zählte der Verein 174 Mitglieder. Neben sportlichen Aktivitäten und gemeinsam geleisteten Arbeitsdiensten kommt auch der gesellige Teil des Vereinslebens, der vom Festausschuss organisiert wird, nicht zu kurz. Gemeinsame Kohlfahrten, Maibaumsetzen, das An- und Absegelfest sowie die Gemeinschaftsfahrt zum Rodenkirchner Markt und eine Fahrt ins Moor für die flachbodigen Schiffe waren beziehungsweise sind neben der Vereinsregatta und dem Boßeln immer wieder willkommene Gelegenheiten, den Kontakt zu anderen Vereinsmitgliedern zu pflegen.

Im Frühjahr 2003 nutzten die Skipper erstmals den neuen Lift der Fassmer-Werft. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Der Platz auf der Plattform reichte aus, um alle Boote gleichzeitig ins Wasser zu lassen. Der Werft diente der Vorgang als Eignungstest. Des Weiteren installierte eine Firma aus Nordenham einen Stromverteilerkasten auf dem Steg im Arm.

Das Jahr 2003 stand im Zeichen des 40-jährigen Geburtstags des Verein. Zahllose Mitglieder halfen, ein Jubilumswochenende auf die Beine zu stellen, dass den Wassersportlern noch lange in Erinnerung sein wird. Auf ihrer Anlage begrüßten sie Bürgermeister, Verbandsvertreter und Vertreter befreundeter Vereine. In großer Runde ehrten sie die Vereinsgründer Theodor Oevermann, Volker Klasing und Peter Stoewase für ihre jahrzehntelange Treue und ihr großes Engagement. Der langjährige Vorsitzende und anschließende Ehrenvorsitzende Ernst Mügge wurde für seine Verdienste gewürdigt. Ohne seinen Einsatz stände heute nicht so ein repräsentatives Bootshaus auf dem Ritzenbüttler Sand.

Eine neue Steganlage

Die Jahresversammlung 2004 beschloss, den Bau einer neuen Steganlage im Siel. Einige Mitglieder erklärten sich spontan bereit, dem Verein kurzfristig Kredite zur Verfügung zu stellen. Mit den vorhandenen Rückstellungen und zugesagten Krediten war die Finanzierung gesichert. Unter der Federführung von Haje Kettler und Alfred Rausch begannen die Wassersportler umgehend zu planen. Bereits am 2. Februar konnte der WVM den Auftrag zum Bau der Stahlgrundkonstruktion an die Firma Deters, Jacht- und Bootswerft vergeben. Deters hatte nicht nur das günstigste Angebot unterbreitet, sondern auch zugesichert, für die Endmontage Platz und Transporthilfe zur Verfügung zu stellen. Mitte März traf die Stahlgrundkonstruktion auf dem Werftgelände ein, so dass die Skipper mit den Eigenleistungen beginnen konnten.

2005 verlief relativ ruhig.

Die großen Arbeiten waren vorerst erledigt. Als Neuerung stellten die Wassersportler einen Materialcontainer auf, der mit einem Porträt ihres Künstlers Bernd Mechelke versehen wurde. Die knappe Haushaltslage zwang die WVMler, die Anlage im Arm in kleinen Schritten zu ertüchtigen. Norbert Boddin, Herbert Gelzer, Olaf Jansen und Peter Rudolf traten spontan als Sponsoren auf und halfen mit Material aus. Einer Arbeit konnte sich der Wassersportverein Motzen entledigen. Die Unterhaltung der Zuwegung bis zum Leuchtfeuer wurde in die Hände der Gemeinde Lemwerder abgegeben.

2006 rüsteten die Vereinsmitglieder weitere Stege im Arm mit Styroporklötzen aus. Des Weiteren erhielten wir vom Sportbund einen Zuschuss in Höhe von 11.775 Euro für den Bau der Steganlage im Siel.

Spontanes und entschlossenes Handeln einiger Mitglieder verhinderte ein Jahr später bei einer Sturmflut, dass der Gästesteg selbsttätig ausschwamm. Während der Arbeitsdienste setzten die Wassersportler die Sanierung ihrer Stege im Arm fort. Zudem beendeten sie die Verbreiterung und Erneuerung des Holzbelages am Gästesteg, der seitdem sicherer für die Nutzer ist.

Die Verabschiedung des niedersächsischen Gesetzes zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens bedeutete den Einstieg in das Rauchverbot innerhalb der Vereinsräume. Das Verbot gilt seither auch bei Vermietung der Räume für private Feiern. Die gute Kassenlage im laufenden Geschäftsjahr hat es dem Wassersportverein Motzen ermöglicht, Darlehen für deren Tilgung fünf Jahre vorgesehen waren, schon nach drei Jahren zurückzuzahlen.

Kampf dem Schlick

Im Jahr 2008 beschlossen die Mitglieder im Rahmen ihrer Jahreshauptversammlung, die Wasserpachtfläche auszubaggern, einzuebnen und das Ufer im Stromverlauf zu befestigen. Den anfallenden Schlick nutzten die Skipper, um die Fläche hinter der Befestigung aufzufüllen. Planung und Leitung des Projektes lagen bei Anton Ubben. Dank des Einsatzes zahlreicher Helfer konnte die Arbeit auf viele Schultern verteilt werden. Zudem kamen Maschinen zum Einsatz. Die Maßnahme hat den erhofften Erfolg gebracht; das Ufer hält und der Schlick ist beseitigt.
Um die Verschlickung dauerhaft gering zu halten, haben sich Knut Haye und Manfred Walderstein etwas Geniales einfallen lassen. Mit einer beschwerten Egge am Tuffel befestigt wurden die abgesetzten Tidehub-Schlickmengen aufgelockert und bei ablaufend Wasser der Weser wieder zurückgegeben.

Im November 2009 suchten Diebe das WVM-Gelände heim und erbeuteten fünf Bootsmotoren. Die Einbrecher hatten gezielt den Zeitpunkt gewählt, an dem keinerlei Aktivitäten im und am Bootshaus stattfanden. Das Auswechseln der Schlösser des Bootshauses nach dem Saisonende hat sich bewährt, denn es ist nichts aus dem Gebäude entwendet worden. Zuvor waren die Restarbeiten an der Anlage im Arm abgeschlossen worden. Zudem wurde mit der Verbreiterung der Zuwegung neben dem Bootshaus begonnen.

Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte des Wassersportvereins Motzen feierten die Skipper nach der Gemeinschaftsregatta eine gemeinsame Party im Bootshaus des Wassersportvereins Blumenthal.

Im Jahr 2010 teilte die Gemeinde Lemwerder den Wassersportlern mit, dass ihre Klärgrube nicht mehr zulässig sei. Die Skipper standen vor einem Problem. In Gesprächen mit der Gemeinde und dem Oldenburg-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV) erreichte der Vorstand, dass die Klärgrube als „abflusslose Sammelgrube “ weiter betrieben werden darf. Des Weiteren schlossen der Vorstand und das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Bremen einen Vertrag über neue Nutzungsentgelte der Wasserpachtflächen ab. Aus Kostengründen tauschten die Vereinsmitglieder in diesem Jahr nur circa 50 Meter des Holzbelags des Bootsstegs gegen Lichtgitterrosten aus.

Zu allem Überfluss brannte Ende April auch noch der vor dem Bootshaus liegende Übungsopti völlig aus. Obwohl zwei Ortsfeuerwehren mit ihren Löschzügen anrückten, konnten die Einsatzkräfte nichts mehr ausrichten. Erfreut zeigten sich die WVMler hingegen, dass die Verbreiterung der Zuwegung am Bootshaus abgeschlossen wurde.

Im darauffolgenden Jahr belegten die Wassersportler dann auch die restlichen Stege mit Gitterrosten. Ein Podest und zusätzliche Belegklampen auf der Spundwandvergurtung verbessern seit 2011 den Arbeitsbereich am Mastenkran. Zudem verlegten die Bootsliebhaber eine neue Stromzuführung und installierten einen zusätzlichen Verteilerkasten am Siel.

Der Maler und Künstler Bernd Mechelke sanierte die Sichtbetonflächen.

Und die von Günter Würdemann geplante, angefertigte und eingebaute neue Küche stellt eine optische und praktische Verbesserung dar.

Im Jahr 2012 stellte der Vorstand zum zweiten Mal den Antrag, die bestehende Wochenendwachenregelung zu ändern.
Der Vorschlag, eine vereinsfremde Servicekraft für die Wochenendöffnung des Bootshauses anzustellen, kam bei den Mitgliedern gut an. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung beschlossen sie, die Regelung für fünf Monate auszuprobieren. Bei der Lemwerderaner Gemeindeverwaltung wurde eigens eine Ausschankgenehmigung beantrag, die die Behörde am 29. März erteilte.

Um die Hygienevorschriften zu erfüllen, haben die Wassersportler einen neuen Tresen eingebaut, den Getränkeraum gestrichen und den Fußboden verfließt. Bei der Abnahme durch das Oldenburger Veterinäramt gab es viel Lob für unsere vorbildliche Einrichtung. Die einzige Forderung war das Anbringen von Papierspendern in allen Hygienebereichen. Im Oktober zogen die Skipper ein positives Fazit der neuen Regelung, so dass diese auch im Jubiläumsjahr beibehalten werden soll.

Die Jugend im Wassersportverein Motzen

Anfang 1969 wurde unter der neuen Vereinsführung von Ernst Mügge eine Jugendabteilung eingerichtet, die sich schnell vergrößerte. Einige Optimisten-Jollen bildeten den Anfang der Jugendflotte, die bald von zwei neuen Piraten und dem Boot „Theo“ ergänzt wurden. Hier lernten viele Jungen und Mädchen segeln, machten ihren Jüngsten- oder auch den A-Schein. Nach guter Ausbildung in Gemeinschaftsfahrten fuhren sie bis zu den Ostfriesischen Inseln.

1973 machte der Wassersportverein Motzen positive Schlagzeilen, als er eine groß angelegte Optimisten-Regatta organisierte. Die Nachwuchsskipper waren in großen Zelten untergebracht und erlebten ein fröhliches Pfingstfest auf dem Ritzenbütteler Sand. In der Zeitung stand zu lesen: „Der Wassersportverein Motzen geht neue Wege in der Jugendarbeit.“

Anfang 1982 stand die WVM-Jugendgruppe dann plötzlich vor dem Nichts. Sämtliche Jugendboote waren durch einen Bootshausbrand vernichtet worden. Durch die Abspaltung des Nachbarvereins W.V. Stedingen verkleinerte sich die Jugendgruppe zudem deutlich. Ein Neuanfang war also erforderlich. Von den Versicherungsgeldern der verbrannten Boote schaffte der Verein drei neue Optimisten-Jollen an, und das Training konnte schon in der Saison 1982 wieder aufgenommen werden.

Für die älteren Jugendlichen, die aus den Optimisten herausgewachsen waren, schaffte der Verein zwei Jollen an. Zu den regelmäßigen Aktivitäten im Sommer gehörten neben den vierzehntäglichen Trainingszeiten im Ritzenbütteler Arm auch eine Vereinsregatta der Optimisten und die Opti-Regatta „Oldenburg Stadt und Land“, bei der die Jugendgruppen befreundeter Vereine ihr Können unter Beweis stellten. Darüber hinaus beteiligte sich die WVM-Jugendgruppe mit einer „Optimisten Wettpaddelstrecke“ an dem alle zwei Jahre in Ganspe stattfindenden Dorffest.

Wer nun denkt, dass die Jugendarbeit nur im Sommer stattfindet, der irrt! Regelmäßig werden die Treffen im Winter mit einer großen Nikolausfeier eingeleitet. In den folgenden Wintermonaten stehen theoretischer Unterricht, der Erwerb des Jüngsten-Scheins, die Vermittlung theoretischer Kenntnisse des Segelns sowie maritime Bastelarbeiten auf dem Programm. So wurden schon kleine Segelschiffe in Flaschen gezaubert, Gebrauchsknoten gelernt und Knotentafeln hergestellt.

Nachdem es 1989 einen Wechsel in der Jugendbetreuung gab, entwickelte sich die Jugendarbeit nicht so weiter wie es sich die meisten Mitglieder gewünscht hatten. Dies führte dazu, dass die Jugendarbeit Ende des vergangenen Jahrtausends nahezu den Nullpunkt erreichte.

Im Jahr 2000 konnte unter der Leitung der sehr engagierten neuen Betreuer Udo Koch, Ralf Precht und Hajo Carstens wieder eine aktive Jugendabteilung aufgebaut werden.

Auf Initiative des neu gewählten Schriftwartes und stellvertretenden Vorsitzenden Heiko Amelsberg kooperierte der Wassersportverein Motzen mit dem Segel-Club „Ochtum“. Das gemeinsame Ziel beider Vereine war, die Jugendarbeit zu reaktivieren. Dazu wurden im Frühjahr 2000 erste Treffen im SCO-Vereinsheim veranstaltet, bei denen sich die Kinder und Jugendlichen beider Vereine kennenlernten und alle zukünftigen Aktivitäten abstimmten.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge beobachteten die Motzener Jugendbetreuer im April den lang ersehnten ersten Trainingstag. Aufgrund der neuen Jugendbetreuer in beiden Vereinen war die Resonanz bei den Kindern und Jugendlichen so sprunghaft gestiegen, dass die Zahl der Betreuer im Verhältnis zur Anzahl der neuen Segelbegeisterten nicht ausreichte.

Dies führte dazu, dass dem WV-Motzen nur ein Kontingent von vier Kindern zustand, das bereits am ersten Tag ausgeschöpft war.

Die Verantwortlichen im WVM erkannten, dass diese Situation eine nicht tragbare Lösung für ihre Jugendgruppe war. So beschlossen die neuen Jugendwarte Udo Koch und Hajo Carstens gemeinsam mit Initiator Heiko Amelsberg, die „Flucht nach vorne anzutreten“. Das bedeutete, dass alles aufgeriggte Bootsmaterial und die vier Kinder wieder am Bootshaus am Ritzenbütteler Arm mit der Segelausbildung starteten. Schon nach kurzer Zeit gesellte sich Ralf Precht zu den Jugendwarten, so dass die sehr schnell wachsende Nachwuchsmannschaft auch ausreichend Betreuung hatte. Seit dieser Zeit sind unzählige Trainingsstunden absolviert worden, und es fanden einige Vereinsregatten statt. Auch in Nachbarvereinen konnten die Kinder und Jugendlichen ihr Können unter Beweis stellen.

Im Winterhalbjahr 2001/2002 wurde endlich wieder Unterricht für den Jüngsten-Schein erteilt, den die Teilnehmer mit der Prüfung abschlossen. In der Zeitung war nachzulesen: „Drei Mädchen und neun Jungen im Alter zwischen 9 und 13 Jahren hatten sich dafür qualifiziert. Alle Kinder waren gut vorbereitet und konnten am Ende den begehrten Ausweis zusammen mit einem Paar Segelhandschuhe als kleine Belohnung in Empfang nehmen.“

Ein besonderes Ereignis dieses Sommers war die Teilnahme der Kinder an der großen NDR 2-Fete „Der Norden fährt ab“. Ein Kamerateam filmte einige Sequenzen auf dem Motzener Sieltief. Abends konnten sich die Nachwuchsskipper im Fernsehen in Aktion sehen. Zudem beteiligte sich die starke Jugendgruppe immer wieder regelmäßig an der Aktion „Sauberes Lemwerder“.

In den Sommerferien 2002 lieferte die WVM-Jugendgruppe einen Beitrag zur Ferienspaß-Aktion. Im Winter 2002/2003 setzten die Jugendlichen unter Anleitung der Jugendwarte die Boote instand. Ein weiterer wichtiger Baustein der damaligen Jugendgruppe, die aus 24 Kindern bestand, war die Fertigstellung eines Trailers für die Vereinsoptimisten.

Um den Jugendlichen mehr Anreize zu bieten, verkaufte der Wassersportverein Motzen im Jahr 2003 seinen Holzpirat und ersetzte ihn durch ein GFK-Segelboot des Typs Sailhorse. Den Jugendlichen eröffnete der neue Bootstyp Möglichkeiten wie Wochenend- und Urlaubstörns mit Übernachtungsmöglichkeiten. Des weiteren konnten die Optis nun mit einen Trailer, der speziell dafür geplant und von einigen Mitgliedern in gemeinschaftlicher Arbeit fertiggestellt wurde, zu den Regattaveranstaltungen transportiert werden. Um diesen Trailer wird der WVM von vielen Vereinen beneidet. Die Rücktritte der beiden Jugendwarte Ralf Precht und Olaf Janßen im Jahr 2003 hinterließen eine große Lücke, die die Motzener aber schnell wieder schließen wollten und glücklicherweise auch konnten. Die Jugendlichen nahmen den Wechsel der Leitung gut an. Die Anzahl der Nachwuchsskipper, die an den Übungen teilnahmen, hat sich 2004 gegenüber dem Vorjahr nicht wesentlich verringert. Auch die durchgeführten Veranstaltungen waren gut besucht und dienten dem Gemeinwohl der Jugendlichen.

Unter der Leitung von Conni Jansen wurde in den Folgejahren eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit geleistet. Die Qualität der Jugendarbeit verbesserte sich. Um den Teilnehmern mehr Anreize zu bieten, investierte der WVM in die Ausrüstung der Jugendboote, beispielsweise in neue Segel. Im Jahr 2007 legten wieder vier Jugendliche ihre Jüngstenprüfung ab. Weiterhin hatten die Jugendlichen Gelegenheit, an Regatten teilzunehmen. Im Laufe des Jahres trat dann der zweite
Jugendwart, Sven Behrend, zurück. Mit Manfred Walderstein war allerdings schnell ein Ersatz gefunden.

Doch auch die gute geleistete Arbeit konnte nicht verhindern, dass die WVM-Jugendabteilung 2008 stark schrumpfte. Die Verantwortlichen führten die Entwicklung darauf zurück, dass der Jugend heutzutage eine Unmenge an Freizeitgestaltungsmöglichkeiten geboten wird und sie damit einfach überfordert ist. Der Trend setzte sich auch 2009 fort, so dass die Jugendarbeit zum Erliegen kam.

Nach den erfolgreichen Jahren stand die Jugendarbeit des Wassersportvereins Motzen Ende 2010 wieder einmal vor dem Nichts.

2012 erhielt die Jugendabteilung neuen Aufwind.

Mit der von Viertklässlerin Svea erstellen Werbung konnte der WVM zahlreiche Jungen und Mädchen im Grundschulalter und älter für das Segeln interessieren.

Im Juni veranstalteten die Jugendleiter einen Schnupperkurs an dem sich neun Jungen und Mädchen beteiligten. Bei Ihnen entwickelte sich so viel Begeisterung, dass sie sich Mitte Juli zu ihrem ersten Training mit den Optis trafen. Anschließend standen die Kinder und Jugendlichen alle 14 Tage zum Üben bereit.

Im Herbst nahmen viele Kinder mit ihren Eltern an der Absegelfahrt des Vereins in den Vegesacker Hafen teil. Die Beteiligung war gut. Das Wetter spielte mit. Und die Bäckerei Krützkamp spendierte Kuchen für das leibliche Wohl. Einer der Jugendlichen bedauerte, dass die Ausfahrt nach der recht übersichtlichen Strecke beendet war. “Schade, dass die Fahrt zu Ende ist, ich wäre noch gerne bis Bremerhaven gefahren”, lautete sein Fazit. Zum Jahresende gab es dann wieder ein Nikolaustreffen im Bootshaus. Die Jugendwarte Manni, Hajo und Sven schauen wieder positiv in die Zukunft, denn Ziel der Nachwuchsarbeit war und ist es, die gut ausgebildeten Jugendlichen bis ins Erwachsenenalter an den Verein zu binden, damit dieser auch in Zukunft Bestand hat.

Unsere Jugendgruppe hatte jüngst die Chance, spontan an einem Kentertraining der Ochtum-Jugend im Huder Schwimmbad teilzunehmen.

Es war für alle eine riesen Gaudi.

Zu Beginn der Aktion lernten die Teilnehmer, ihre Schwimmwesten korrekt anzulegen und sich mit angelegten Schwimmwesten durchs Wasser zu bewegen.
Anschließend hieß es: Alle Mann an Bord und schaukeln, bis der Opti kentert. Auch ein relativ kleines Segelboot wie der Optimist ist nicht einfach wieder aufrichten, wenn man nicht weiß wie. Alle Teilnehmer konnten durch häufige Wiederholungen bei fachkundiger Anleitung im geschützten Raum üben, um die Angst vor dem Kentern zu überwinden. Eine wichtige Erfahrung, um bei Regatten im Grenzbereich segeln zu mögen und auch Risiko nicht zu scheuen. Zum Schluss waren unser Jungendlichen regelrechte V.I.P. s: Sie konnten sich ohne weitere Badegäste im gesamten Schwimmbad austoben. Wir danken der Ochtum-Jugend für die Organisation und freuen uns auf weitere gemeinsame Aktivitäten.

Unsere Jugendberteuer sind für alle Interessierten offen und nehmen gerne neue Jungen und Mädchen in ihr Trainingsprogramm auf.